Zurückschlagen als Widerstand

Flüsterwitze
1938 – 1945

Hier zwei Witze über die Konzentrationslager der Nazis. Der jüdische Witz hat kein Datum und ist möglicherweise erst nach der Befreiung entstanden. Die Figur des pessimistischen Juden hat in jüdischen Witzen lange Tradition und spielt darauf an, als Jude oder Jüdin (aufgrund des vorherrschenden Antisemitismus) immer mit dem Schlimmsten rechnen zu müssen. Der Flüsterwitz über das Konzentrationslager Dachau stammt vermutlich aus dem kommunistischen Widerstand. Die absurde Erzählung des Wieners, wie er es trotz großer Hindernisse „schafft“, ins Konzentrationslager zu kommen, spielt auf den gegenteiligen Alltag unter dem Naziregime an: Man konnte bereits wegen kleiner Widerständigkeiten ins Konzentrationslager kommen, z.B. wenn man den Hitlergruß verweigerte oder die damals verbotenen internationalen Radiosender hörte.


Wochenbeginn (1)

An einem Montag in einem KZ.
Ein Jude auf dem Weg zu seiner Hinrichtung:
„Die Woche fängt ja schon gut an.“


Dachau, 1939 (2)

Ein Wiener erzählt seinem Freund wie stark das Konzentrationslager Dachau gesichert ist. „Zuerst ist eine riesige unüberwindliche Mauer, dann kommt Stacheldraht, nachher ein Drahtgitter, anschließend sind Barrikaden, schließlich noch ein Verschlag mit elektrisch geladenem Stacheldraht, und so weiter; aber ich bin trotzdem doch hineingekommen.“


Quellen
 
1) Hans Werner Wüst
„Wenn wir nur alle gesund sind!“
Jüdische Witze
Stuttgart 2012, S. 306

2) Lachen verboten!
Flüsterwitze 1938 – 1945. Heft 1-4
Gesammelt von Minni Schwarz
Wien/Gmunden/Zürich/New York 1947, Heft 1: S. 17

Literatur

Franz Danimann
Flüsterwitze und Spottgedichte unterm Hakenkreuz
Wien/Köln/Graz 1983

Interview mit Benjamin Ortmeyer
„Nazis haben keinen Humor“
In: Antiidiotikum.
Das Magazin für Kultur & Gesellschaft, Nr. 0
Oktober 2016, S. 20-23
 
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