Helfen als Widerstand
Kassiber von Elfriede Hartmann an ihre Eltern
ca. Jänner 1943
ca. Jänner 1943
Diesen Kassiber schrieb Elfriede Hartmann mit 21 Jahren aus dem Gefängnis an ihre Eltern. Im Kassiber geht es um tagtägliche Solidarität unter den Gefangenen. Elfriede Hartmann war Teil des Kommunistischen Jugendverbandes (KJV) und der „Gruppe Soldatenrat“.
Text
Vorderseite
Habe eine Bitte, seid so lieb und ruft nach fünf Uhr – ohne Namensnennung – die Nummer A 45994 an. (Das ist Krischke-Wallenstein-Straße 66) und verlangt Frau Wilma zu sprechen. Sagt ihr folgendes: Maria Olaschewska sitzt seit 24.11.42 in Rossauer Lände 9, wegen Arbeitsverweigerung. Frau Wilma soll ihr etwas Lebensmittel abgeben und soll
[Randnotiz:] Frau Wilma soll das noch diese Woche machen!
Rückseite
dabei gleich Marias Schmutzwäsche verlangen. Das ist besonders wichtig, da Maria schwanger ist und ihr alle Kleider zu eng sind. Also bitte betont das. Ich weiß, ihr tut sowas nicht gern, aber ihr braucht ja keinen Namen nennen, auch wenn Frau Wilma fragen sollte. Also kann dadurch kein „Gsieberl“ [= umgangssprachlich Kassiber] auffliegen. Außerdem ist die Sache ganz [Randnotiz:] harmlos. Vielen Dank.
Biografie Elfriede Hartmann
Objekt
Kassiber von Elfriede Hartmann an ihre Eltern
ca. Jänner 1943
Papier, 3 Teile, beidseitig mit violettem Tintenstift beschrieben
8,5×6 cm
Archiv
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
B 7
Literatur
Johanna Mertinz, Winfried Garscha (Hg.)
Mut, Mut – noch lebe ich
Die Kassiber der Elfriede Hartmann aus der Gestapo-Haft
Wien 2013, S. 54f
Willi Weinert
„Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“
Wiener Zentralfriedhof – Gruppe 40
Wien 2004