Lebensgeschichten

Anna Gräf

1925 – 1944
Spitzname „Anny“

KJV, „Gruppe Soldatenrat“

Anna Gräf wird am 28. März 1925 in Wien geboren. Ihre Mutter Maria Gräf ist Hilfsarbeiterin am Wiener Zentralfriedhof, sie lässt sich früh von Josef Gräf, dem Vater von Anna Gräf, scheiden. Anna Gräf hat eine ältere Schwester und wächst bei einer Pflegefamilie im Burgenland auf. Nach der Schule zieht Anna Gräf zu ihrer Mutter nach Wien und beginnt dort eine Schneider*innenlehre in der Favoritenstraße im 10. Bezirk.

Im Kommunistischen Jugendverband (KJV) geht Anna Gräf ihrer Begeisterung für sportliche Aktivitäten nach. Ihre politische Einstellung zeigt sie über ein rotes Halstuch. Die Jugendlichen aus der „Gruppe Soldatenrat“ treffen sich zum Schwimmen in der Lobau, sie machen Ausflüge, Wanderungen und Schitouren. Kurz vor ihrer Verhaftung beginnt Anna Gräf noch mit dem Kampfsport Judo.

Ab Herbst 1940 nimmt Anna Gräf an Schulungen des KJV teil und verbreitet Flugschriften gegen die Nazis (Rote Jugend, Der Soldatenrat). Die Gruppe verschickt auch Briefe an Wehrmachtsoldaten in Kasernen und an der Front, in denen die Soldaten zur Desertion aufgerufen werden. Außerdem bereitet die Gruppe Sabotageakte und Anschläge vor, um die Kriegsproduktion aufzuhalten. Dafür werden Zelluloidabfälle gesammelt, die leicht brennbar sind und aus denen Brandsätze gebaut werden können.

Anna Gräf wird am 14. November 1942 im Alter von 17 Jahren von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Gemeinsam mit Leopoldine Sicka, Franz Sikuta und Karl Mann wird sie am 12. Oktober 1943 zum Tode verurteilt. Am 11. Jänner 1944 wird Anna Gräf im Alter von 18 Jahren im Wiener Landesgericht geköpft.


Literatur

Marie-Thérèse Kerschbaumer
Der weibliche Name des Widerstands
Sieben Berichte
Klagenfurt/Celovec 2005

Lisl Rizy, Willi Weinert (Hg.)
„Mein Kopf wird euch auch nicht retten“
Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft
Wien 2016

Maria Szecsi, Karl Stadler
Die NS-Justiz in Österreich und ihre Opfer
Wien/München 1962


Marie Tidl
Die Roten Studenten
Dokumente und Erinnerungen 1938 – 1945
Karl R. Stadler (Hg.)
Materialien zur Arbeiterbewegung Nr. 3
Wien 1976

Willi Weinert
„Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“
Wiener Zentralfriedhof – Gruppe 40
Wien 2004
wert
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